o b s t s c h a l e
Eine Zusammenarbeit mit Oliver Frey.
Beitrag zum offenen Ideenwettbewerb Kunst und Bau Regierungsgebäude in Frauenfeld zum Thema „Die gute Verwaltung“. Eine Intervention im Aussenraum und Vorschlag eines nachhaltigen Beitrages.
Eine reich gefüllte, grosse runde Obstschale mit regionalen Sorten bestimmt den Eingangsplatz vor dem neuen Verwaltungsgebäude. Eine bronzene Schale, dessen Befüllung sich aus erfolgreich bewirtschafteten Verwaltungsprozessen speist. Ein offenes Gefäss, welches die Abläufe einer funktionierenden Verwaltung widerspiegelt: zu Beginn des Prozesses als leere Schale, füllt sich diese zu einem üppigen Ertrag. Ein Bezug zur Thurgauer Obstgarten-Kulturlandschaft mit ihren Erzeugnissen, welche das wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Gedeihen der Region in klug verwalteten Schritten seit je her prägen. Obst und Früchte sinnbildlich für eine Qualität von und für die Menschen aus der ländlichen Region, gleich dem Stillleben von Adolf Dietrich.
Bestehendes Weiterdenken
Die Bronzegussarbeiten von Joélle Allet, Susan Kopp und Brigitte Schneider im Aussenraum des Regierungsviertels stehen in der Materialität und ihrer Symbolik in engem Bezug zueinander.
Die Obstschale trägt diese Absicht weiter und ergänzt die zusammenhängende Konzeption mit der Idee der Üppigkeit. Das Werk vermittelt die Reichhaltigkeit zwischen den verschiedenen Zeitschichten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, zwischen Kunst, Landschaft und Architektur, Gesellschaft, Bürger und Verwaltung.
Lokales Handwerk und soziale Nachhaltigkeit
Der Beitrag möchte die bestehende Kunst und den Umgang mit Re-Use-Materialien in einer Kreislaufwirtschaft weiterdenken. Die Schale aus langlebiger, wertiger Bronze – verankert auf dem Boden – steht wie auch die gute Verwaltung, stellvertretend für beständige Strukturen.
Hochwertige Rückbaumaterialien aus anstehenden Bauprojekten des Kantons bilden den kostengünstigen Rohstoff der Erzeugnisse. Restholz des Verwaltungsgebäudes – zum Beispiel dem Fassaden-Mock-Up, rückgebaute Bausubstanz aus der Erneuerung Kunstmuseum Thurgau, anfallende Holzabfälle aus der Holznutzung Staatswald – können ressourcenschonend einbezogen und weiterverwertet werden. So entsteht in nachhaltiger sozialer Zusammenarbeit ortsansässiger Behindertenwerkstätten, Künstler, Kantonaler Lehrlinge und Handwerker*Innen aus den recycelten Rohstoffen die Erzeugnisse der Obstschale.
Jede neue Frucht entspricht einem erfolgreich geschaffenen Zyklus, die Geschichte der Bausubstanz wird weitergeschrieben. Die Befüllung der Obstschale soll zum anschaulichen Prozess funktionierender Verwaltungsabläufe werden – Sinnbild der ‘Guten Verwaltung’.
Die gute Verwaltung
Die Bronzeschale ist fixes, elementares Objekt dieser Arbeit und wird als Erstes erstellt.
Die Befüllung der Schale steht in direkter Abhängigkeit zur Verfügbarkeit und der Qualität der Re-Use-Materialien. Ein Teil der Erstellungskosten wird daher eingestellt um Abläufe zur Sichtung, Sortierung, Lagerung, Transport und Erstellung zu gewährleisten.
Die reiche Befüllung steht in direkter Abhängigkeit verwaltender Prozesse zur Beschaffung, sowie einer kostengünstigen Herstellung mit sozialem Hintergrund.
Je nach Kooperationen und sozialen Prozessen, welche das Projekt hervorbringt, werden weitere Früchte ergänzt und die Schale weiter befüllt. Der Idee des Projektes kann sich weiter in die Zukunft tragen und nachwirken. Das Obst wird mit der Zeit vergehen, sich verändern und Witterungsspuren hinterlassen, die Schale aber bleibt bestehen.
Der Entwurfsprozess
In einer intensiven Auseinandersetzung zum Thema „Gute Verwaltung“ stand anfangs die Idee eines transformierten Objektes, eines Ordners, der ikonografisch für ein verstaubte, alte Verwaltung steht. Dieser wird popartig zu einer Karikatur seiner selbst. Dieses doch sehr negativ behaftete Bild wollten wir in etwas Positiveres wenden. Ordnung und Chaos als Garten, der verwaltet werden muss. Einen Verwaltungsreiz wollten wir mit wild wachsenden Pflanzen auslösen und heraus finden, ob die Verwaltung mutig genug wäre, um sich einem Bewirtschaftungs- und Verwaltungsprozess zu stellen. Dabei spielen hochwertige Materialien und elementare Elemente wie Wasser, Licht, Klang und Raum immer eine zentrale Rolle, um alle Sinne des Menschen mit dieser Arbeit anzusprechen. Uns wurde klar, dass die Arbeit einen Akt der Verwaltung, also etwas prozesshaftes mit sich bringen müsste. Als Gegensatz dazu steht hier die Schale.