Stadt Haus Kiosk

s t a d t   h a u s   k i o s k

Wettbewerbsbeitrag im öffentlich ausgeschriebenen Verfahren „Kiosk Stadthausanlage“ der Stadt Zürich, April 2022.

In Zusammenarbeit mit Sandra Schlosser, Atelier Soto, Freiraum und Landschaft Basel, Arcanus Baumanagement AG, Timbatec Holzbauingenieure Zürich, Gartenmann Engineering AG Zürich.

Der 8-eckige Maillard-Pavillon inmitten der Stadthausanlage am Bürkliplatz.

Die Drei Häuser

Die wesentlichen Elemente der Stadthausanlage sind das Baumraster, der historische Kontext der Altstadt und die zwei Bestandsgebäude mit WC und Maillard-Pavillon. Der neue Kiosk bildet mit diesen zwei Bestandsgebäuden zusammen eine neue Abfolge von drei Häusern: Der Maillard-Pavillon bildet hier den zentralen Mittelpunkt dieser Drei Häuser und ist das wichtigtse Klein-Gebäude auf der Anlage. 

Der neue Kiosk positioniert sich möglichst weit oben rechts in der Ecke zur SNB hin, um dem 8-eckigen Maillard-Pavillon die grösstmögliche Entfaltung zu geben und die Sichtbeziehungen aus allen Ecken der Stadthausanlage auf den Pavillon frei zu halten. Hierbei ist gerade das nˆrdliche rechte Eck an der SNB entscheidend, so dass die Blickbeziehung direkt auf den Maillard-Pavillon frei bleibt, wenn Passanten aus der Fraum¸nsterstrasse die Stadthausanlage betreten. Bei dieser Setzung des Gebäudes bleiben die Sichtbeziehungen zwischen Maillard-Pavillon, Geiser Brunnen und der Kurt-Guggenheim-Anlage fei und erhalten, der Charakter der Anlage bleibt gewahrt. Die Empfehlung des Standortes des Kiosks der Stadt hat sich somit bestätigt.

Eine rechteckige Gebäude-Grundfläche des Kiosks, ähnlich wie das bestehende WC-Gebäude am südlichen Eck, gibt dem Maillard-Pavillon die grösstmögliche Entfaltung und ist keine Konkurenz zu dessen Grundform. Der Kiosk gliedert sich länglich der Fraumünsterstrasse an, um die Sicht auf die SNB möglichst frei zu halten. Es bleibt viel Raum für den Markt erhalten und eine Adressierung des Marktbüros wird möglich.

Das Baumraster entlang der Fraumünsterstrasse läuft am Kiosk vorbei, so dass das Gebäude nicht an der Strasse steht, sondern auf der Stadthausanlage, inmitten des Baumrasters. In der Höhe ist das Gebäude niedriger als die Baumhalle mit dem Ast-Freischnitt von 5m, so dass das höchste Gebäude nach wie vor der Maillard-Pavillon bleibt.

Das neue Kiosk hat eine klassische Sattel-Dachform, um sich in die Abfolge der beiden Bestandsgebäude mit Ihren Dächern einzugliedern. Das Kiosk begegnet dem komplex ausformulierten Maillard-Pavillon mit Einfachheit. Ein einfaches Haus für die Stadthausanlage, das STADT HAUS KIOSK.

Quer- und Längsschnitt

Situationsplan mit den drei Häusern.

 

Stadt Haus Kiosk

Das Gebäude ist im geschlossenen Zustand ein einfaches, kompaktes Hausvolmen. Der beheizte Hauptteil des Gebäudes nimmt die geforderten Räume auf, darunter liegt das UG mit der Trafostation. Sämtliche Räume ausser der Personalgarderobe sind von Aussen direkt erschlossen. Im südlichen Teil gibt es einen überdachten Vorraum, der dem Maillard-Pavillon in seiner Offenheit ähnelt. Dieser Raum adressiert das Haus Richtung Süden und bietet den Besuchern Wind-, Wetter- und Sonnenschutz und lädt mit offenen Toren ein.

Die Erschliessung ins Untergeschoss und die Anlieferung ist an Nordseite positioniert, wo sich auch der Transportlift ins UG befindet. Hier befindet sich auch der Entsorgungsraum, der wie die Treppe ins UG im Kaltbereich angeordnet ist und so das beheizte Gebäudevolumen klein und kompakt hält. 

Das Ausgabebuffet mit Office ist durch grosse Schiebefenster gut belichtet von Ost-Süd-West. Ein Verkaufsfenster für den normalen Kiosk-Betrieb sowie das Marktbüro ist Richtung Westen zum offenen Raum der Stadthausanlage, zum Markt hin ausgerichtet. Ein weiteres Ausgabefenster mit einsehbarer Kühlvitrine für die Ausgabe von warmen und kalten Speisen ist innerhalb des Vorraums angeordnet. Diese beiden Ausgabefenster können je nach Jahreszeit und Wetterlage unabhängig voneinander betrieben werden. Hierzu sind die Fenster und auch die Vordächer in Teilsegmente aufgeteilt, um hier wetter- und saisonbedingt mit dem Betrieb reagieren zu können. 

Der Kiosk kann in den sehr kalten Monaten von November bis Februar auch im Minimalbetrieb geöffnet werden, indem nur der Klappladen des Kiosks Richtung Markt geöffnet wird. Die grossen Tore Richtung Süden können auch einzeln geöffnet werden, um dem Innenraum mehr Windschutz zu geben und einem mittleren Betrieb zu ermöglichen.

Grundriss mit Querschnitt

 

 

Holz Glas Metall

Das Kiosk ist im geschlossenen Zustand ein einfaches Hausvolumen. Wenn sich die Fassade vorne oder an der Seite bei Inbetriebnahme öffnet, weiss die Bevölkerung, dass das Kiosk geöffnet ist. Die Frontseite zum Buffet ist durch grosse Tore öffenbar, so dass eine einladende Geste entsteht. Die seitlichen grossen Klappläden adressiern das Marktbüro und das Kiosk zum Markt hin.

Durch das öffnen des Kiosk wird das Innere, das Holz sichtbar, ein Überraschungseffekt von Innen und Aussen, ein Kern und eine Hülle. Es gibt etwas zu entdecken, die Konstruktion gibt etwas von sich preis.

Die Hülle des Gebäudes besteht aus grün-blaulichen Schmelzglasplatten, die aus rezyklierten Glasflaschen hergestellt sind. Diese Platten sind, wie die Bäume der Stadthausanlage auch, in einem Raster angeordnet: Innerhalb dieses Rasters werden die Glasplatten unterschiedlich ausformuliert, um auf die einzelnen Funktionen des Gebäude-Inneren zu reagieren. Das Dach und die Fassade nehmen Photovoltaik-Paneele auf, welche in die Glaspaneele integriert sind.

Diese Glas-Hülle gibt dem Pavillon ein schimmernden, geheimnisvoll christallinen, aber stark städtischen Ausdruck. Die nach Innen und Aussen gewölbten Glas-Elemente bestehen aus einer 8-Eckigen Struktur, welche die Oberfläche plastisch ausbildet und eine Referenz an die alten, reliefartigen, gemauerten Steinfassaden an der Fraumünsterstrasse sind. Das gewölbte Achteck in der Glaspaneele versteht sich hier als  Wertschätzung gegenüber dem Maillard-Pavillon und als denkmalpflegerischer Beitrag, übersetzt in die Gegenwart, ausgehend von einer Photovoltaik-Nutzung der Fassade.

Sämtliche tragende und nichttragende Wände sind aus Tannen- und Fichtenholz hergestellt, welche mit einer Holz-3-Schichtplatte die Innenwände bilden. Holz ist ein sehr atmungsatkives, ökologisches Material, welches gut Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, es gibt dem Innenraum ein angenehmes Raumklima und es lassen sich gut Gegenstände daran befestigen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich Holz in Innenräumen positiv auf die Gesundheit auswirkt und den Herzschlag beruhigt. Das Marktbüro und sämtliche Decken aller Räume bleiben aus sichtbarem Holz.

Sämtliche Materialien des Pavillons sind nicht geklebt, sondern nur verschraubt oder gesteckt, sodass die einzelnen Materialien gut reparierbar, austauschbar, umbaubar und rückbaubar sind. Der Kiosk kann somit wieder gut in seine Einzelteile zerlegt werden und die Materialien finden wieder zurück in den Materialkreislauf.

Die Plastizität der alten Steinfassaden der umliegenden Häuser findet sich im Kiosk wieder.

 

Boden Wand Decke

Zur grösstmöglichen, flexiblen Nutzung der Tragwerksstruktur und des Gundrisses sind die Aussenwände im EG tragend ausformuliert. Die Innenwände sind alle nichttragend. Sämtliche Wände im EG, auch die  WC-Installationen, sind aus einer ausgedämmten Holzständerkonstruktion konzipiert. Bei weiterem Raumbedarf in Zukunft kann der Kiosk somit in Südrichtung verlängert und erweitert werden. Auch der Vorraum kann für weitere überdachte Sitzplätze so ergänzt und Richtung Süden ausgebaut werden. Dies lässt eine zukunftgerichtete Entwicklung des Gebäudes gesamthaft zu und macht das Gebäude nachhaltig und lange nutzbar.

Das Untergeschoss ist ebenfalls in Holzbauweise ausgeführt. Bei dieser technischen Innvovation, die bereits bei gebauten Objekten angewendet wurde, lässt sich gesamtheitlich auf Beton verzichten und somit den CO2-Bedarf stark senken. Das UG liegt auf einem Fundament aus Sand mit einer verdichteten Schotterschicht darunter auf, so dass das Abfliessen von Wasser sichergestellt und somit die Dauerhaftigkeit der Tragkonstruktion gewährleistet ist. Schraubanker aus Stahl gehen bis in die notwendige Tiefe der undurchlässigen Sedimentschicht aus Torf und Kreide.

Das Gebäude wird somit ganzheitlich aus einem nachwachsenden, carbonfreien, CO2-neutralen Material konstruiert und trägt wesentlich zur nachhaltig ökologischen Bauweise bei. Die Bauzeit kann im Vergleich zum Massivbau wesentlich verringert werden.

 

Luft Wasser Erde

Die flexible Ausformulierung des Grundrisses und der Tragwerksstruktur stellt den wichtigsten Nachhaltigkeits-Baustein dar. Durch die Verwendung von Holz für die Tragstruktur des Pavillons wird der Einsatz von grauer Energie weiter minimiert, CO2 in der Konstruktion gebunden und dementsprechend die Nachhaltigkeit des Projektes erhöht. Die Zielwerte nach SIA Effizienzpfad Energie und die Vorgaben zum Primärenergieverbrauch gesamt gemäss Vorgabe 2000-Watt Gesellschaft werden eingehalten und sogar weit unterschritten. Der Minergie-P-ECO Standard wird somit auch erreicht. 

Die tiefliegende Sonneneinstrahlung im Winter gelangt durch die grossen Fenster und bringt direkte solare Wärmegewinne ins Gebäude. Der sommerliche Wärmeschutz wird grösstenteils über die rundumliegenden Bäume gewährleistet, welche durch das Blätterdach einen guten Überhitzungsschutz und natürliche Verschattung des Gebäudes bieten. Unter den Bäumen herrscht eine angenehme Luftzirkulation, die um einige Grad kühler als die restliche Umgebung ist. Diese natürliche Belüftung durch die Bäume trägt zu einer angenehmen Atmosphäre und Aufenthaltsqualität rundum den Kiosk bei. Die aufklappbaren Fassadenelemente dienen als Überhitzungsschutz, Witterungsschutz und machen das Kiosk weithin sichtbar geöffnet.

Die Schmelzglasplatten der Gebäudehülle mit den integrierten Photovoltaik-Paneelen, die gesamthaft auf dem Dach und der Fassade angeordnet sind, erzeugen Strom und leisten einen grossen Beitrag zur Eigenstromversorung. Der restliche Strom wird ins Netz eingespiesen.